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Franz Grillparzer

Franz GrillparzerGedichte › Ständchen

Ständchen

Zögernd stille,

In des Dunkels nächt'ger Hülle

Sind wir hier;

Und den Finger sanft gekrümmt,

Leise, leise,

Pochen wir

An des Liebchens Kammerthür.

Doch nun steigend,

Hebend, schwellend,

Mit vereinter Stimme Laut

Rufen aus wir hochvertraut:

Schlaf du nicht,

Wenn der Neigung Stimme spricht!

Sucht' ein Weiser nah und ferne

Menschen einst mit der Laterne;

Wieviel seltner dann als Gold

Menschen uns geneigt und hold?

Drum, wenn Freundschaft, Liebe spricht,

Freundin, Liebchen, schlaf du nicht!

Aber was in allen Reichen

Wär' dem Schlummer zu vergleichen?

Was du hast und weißt und bist,

Zählt nicht was der Schlaf vergißt.

Drum statt Worten und statt Gaben

Sollst du nun auch Ruhe haben.

Noch ein Grüßchen, noch ein Wort,

Es verstummt die frohe Weise,

Leise, leise,

Schleichen wir uns wieder fort!

 

Juliana Banse singt ‹Ständchen›, Musik Franz Schubert (Quelle: YouTube)